Orthographie

Eben las ich den Beitrag „Vom unaufhaltsamen Vordringen des Apostroph's“ aus Axel Hackes Buch „Das Beste aus meinem Leben – mein Alltag als Mann“ (ISBN: 3888974593). Das bringt mich auf die Idee, doch einmal Links zum Thema Orthographie zu sammeln.

Die Deutsche Rechtschreibreform hat ja, wie alle großen Rechtschreibreformen, einen erheblichen Widerstand ausgelöst. Dabei ist die Idee einer einheitlichen Deutschen Rechtschreibung an sich schon ein begrüßenswertes Unternehmen. Dass dabei, wie bei allen großen Reformen, ein System herausgekommen ist, das nur bedingt als besser zu bezeichnen ist, liegt in der Natur der Sache. Kein menschliches Gehirn ist in der Lage alle Randbedingungen zu erfassen, die ein gewachsenes System erfüllt. Da die Rechtschreibung auch vor der großen Reform immer wieder geändert worden ist (übrigens in jedem der 4 beteiligten Staaten unterschiedlich), ist auch diese Reform nichts weiter als eine Fortführung geläufiger Praxis. Allerdings eine mit schwerwiegenden Folgen, an denen nicht nur die Reformer, sondern auch die Bewahrer einen großen Anteil haben.

Sehen wir uns mal die Bewahrer der alten Deutschen Rechtschreibung an. Mir klingen noch zwei Hauptargumente in den Ohren: Die neue Rechtschreibung sei mehrdeutiger und als System fehlerhafter. Außerdem gäbe es jetzt keine Rechtschreibung mehr, jeder würde schreiben wie er wolle. Keiner sehe mehr durch.

Die Fehlerhaftigkeit des Systems lässt sich nach und nach in der Praxis verbessern. Hier können sich die Schriftsteller, Redakteure usw. mal ein Beispiel bei den Softwareentwicklern nehmen: Computerprogramme sind nie perfekt. Auch wenn sie noch so nah dran sind. Es werden immer wieder neue Versionen fällig, die Fehler bereinigen und durch neue Funktionen oder entfernte alte Funktionen neue Fehler enthalten. Selten schafft man es so ein Programm wirklich einzufrieren. Ein Beispiel ist TeX. Mit Version 3 beschloss Donald E. Knuth, dass dieses Textsatzsystem nun vollständig genug sei, um es einzufrieren. Nur noch Fehler werden bereinigt. Mit jeder Korrektur bekommt die Versionsnummer eine Ziffer mehr von π. Inzwischen sind wir also bei 3,1415926 gelandet. Nichtsdestotrotz gibt es nicht behebbare Fehler. Außerdem ließ sich die Entwicklung nicht stoppen nach und nach entwickelten sich NTS, XeTeX, pdfTeX und neuerdings auch luaTeX. Die Entwicklung lässt sich – auch zu meinem Leidwesen – leider meist nicht aufhalten.

Der zweite Einwand ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn wir alle gemeinsam an einem Standard arbeiten würden, könnten wir uns gegenseitig auf Fehler hinweisen und Verbesserungen nach und nach im Standardisierungskomitee einreichen und einarbeiten lassen. Die Weigerung, die neuen Regeln zu befolgen führt nur dazu, dass wirklich keiner mehr weiß, wann wird was zusammen und wann auseinander geschrieben. Ich weiß es inzwischen auch nicht mehr. Anstatt nach Schuldigen für das Dilemma zu suchen sollten wir uns vielleicht überlegen, wie man solche Sprachveränderungen am Besten lernt. Und das einfachste ist die Methode, die in der Schule im Diktat angewendet wird: Erst machen und dann die Fehler heraus korrigieren (Ich bin auch über jede Fehlermeldung dankbar). Aus unseren Fehlern lernen wir einfacher, als wenn wir die gesamten Regelwerke auswendig lernen. Ersteres schult die Intuition indem es die Grenzen sichtbar macht, während für der Auswendig lernende keinerlei Intelligenz besitzen muss (ein geeigneter Lehrer vorausgesetzt). Oder hat jemand von Euch schon mal intelligente Tontafeln, Papierschnipsel usw. gesehen, die so geduldig die Aufzeichnungen der Menschheit buchstabengetreu bewahren?

Aber gerade dieses gemeinsamen Lernaktes verweigert sich bis heute ein Teil derer, die am besten und schnellsten die Regelwerke beherrschen könnten und so die Intuition derer schulen könnten, denen die Verinnerlichung der Rechtschreibung schwerer fällt.

Eine ganz andere Gefahr geht von der zunehmenden Selbstpublikation im Eigenverlag, Blogs und Homepages und der zunehmenden Verschriftlichung der Kommunikation mit Email, SMS, Sofortnachrichtendiensten, Sozialen Netzwerken usw. aus. Während man in einigen Foren und Chaträumen noch um eine halbwegs brauchbare Orthographie achtet, ist es aussichtslos in privater Kommunikation die Benutzung der Umschalttaste zu lernen.

Wie gesagt, fange ich einfach mal an, Links zu sammeln. Und zwar geht es dabei um folgende Themen:

Apropos Lernen: Korrekturvorschläge nehme ich natürlich gern entgegen.

Schlagworte